Weihnachtszeit – Unterschiede zwischen Deutschland und Griechenland  

Eins vorweg: hier geht es nicht darum, wo es schöner oder schlechter ist. Es geht darum, euch die Unterschiede zwischen beiden Kulturen aufzuzeigen.

Da ich ja selbst in Deutschland geboren und aufgewachsen bin, sind für mich beide Seiten völlig normal und ich kann mich vollends mit beiden identifizieren.

Einerseits ist es für mich gängig, Ende November das 1. Kerzchen am Adventskranz anzuzünden oder die Kinder am 5/12 ihre Stiefel putzen zu lassen. 

Andererseits ist es für mich mittlerweile aber auch völlig easy, am Heiligen Abend nicht besinnlich beisammen zu sitzen und auf die Bescherung zu warten, sondern stattdessen durch die Straßen von Thessaloniki zu ziehen und mich von guter Laune und Musik anstecken zu lassen.

Man passt sich halt an, der Mensch ist ein Chamäleon.

Selbstverständlich lasse ich mich in Deutschland in den Bann der besinnlichen Weihnachtszeit ziehen. Lasse mir den Glühwein sowie eine saftige Dampfnudel am Weihnachtsmarkt schmecken. 

Genauso normal war es für mich auch, am Heiligen Abend zur Kindermette in die Sankt Peter und Paul Kirche in meinem Dörfchen zu gehen. 

Stattdessen finde ich genauso viel Gefallen an der völlig von Lametta und Glitzer überladenen Vor-Weihnachtszeit in Griechenland. Ich liebe es, dass die Menschen sich auf den ersten Weihnachtstag mit Familie & Co. freuen, als wäre es Altweiberfasching. Da ist absolut nicht besinnliches dran😂.

Die Tür steht zugleich aber auch fremden Gästen offen, wenn man vor allem am 25/12 oder am 26/12 Namenstag hat und Christos, Christina oder Emmanouil (Manoli) heißt. 

Wie ihr euch vorstellen könnt, heißt halb Griechenland so😜.

Es ist laut, es wird selbstverständlich gestritten, weil jeder alles besser weiß als der andere und es wird gegessen als gebe es keinen Tag danach. Wenn man den Griechen erzählen würde, dass es in Deutschland Menschen gibt, die Kartoffelsalat und Würstchen essen – oh Gott, ich mag mir ihre Reaktion gar nicht vorstellen🤪 (die Message dahinter ist natürlich top, keine Diskussion). Aber in der Regel isst man in Deutschland an Weihnachten ja auch viel zu viel, ne?

Was viele nicht wissen: Griechen feiern keinen Heiligen Abend in dem Sinne, da sie an dem Tag noch offiziell traditionsgemäß fasten und auf die Geburt Christi warten. Und tatsächlich: es gibt viele Menschen, die dies tatsächlich einhalten, wenn auch meistens nur in Bezug auf Fleisch.

Prinzipiell kann man sagen, dass Deutschland und Griechenland sich an Weihnachten grundlegend dahingehend unterscheiden, dass beide Kulturen eine völlig andere „Dynamik“ aufweisen. 

In Deutschland kann es schon mal vorkommen, dass man sich vielleicht auch nur das einzige Mal mit der Familie an einen Tisch setzt (ich persönlich kenne viele Deutsche, die ihre Familien tatsächlich nur an Weihnachten treffen). Was sich selbstverständlich nicht verallgemeinern lässt, keine Frage.

Griechen brauchen dafür kein Weihnachten: die sind mit ihrer Familie das ganze Jahr über wie „Arsch auf Eimer“🤪. Was natürlich nicht bedeutet, dass es da auch nicht mal kracht.

Mehr als genug🙊

Aber ist das an Weihnachten nicht überall so?

Schließlich ist man ja mit der Sippe notgedrungen verbandelt, ob man nun will oder nicht🤷🏼‍♀️ 

Und nicht selten treffen sich unterschiedlichste Charaktere, mit denen man unter “normalen” Umständen NIEMALS etwas zu tun haben würde.

Aber anyway, spezielles Thema, ne? 

Hierzu behaupte ich aber felsenfest, dass Deutsche das Thema weitaus besser handeln als Griechen. Deutsche haben öfter mal die „Balls“, einen klaren „Cut“ zu machen. Während Griechen häufig „aus Show“ stets bei der Familie hocken, auch wenn’s kaum noch passt und man sich m Endeffekt rein gar nichts zu sagen hat.

Insbesondere mit den Jahren, wenn man sich auch schon mal auseinander gelebt hat.

Aber wie gesagt, sensibles Thema, ist nicht das Heutige😉.

Aber zurück zu den Unterschieden. 

In meinen 20‘s ist mir bei meinen Deutschen Freunden immer Folgendes -für mich absolut nicht nachvollziehbares- aufgefallen. Viele meiner Freunde haben -gerade Heiligabend- separat voneinander verbracht. Der eine bei seiner Familie, der andere logischerweise bei seiner eigenen. In der Regel bevor sie verheiratet waren und Kinder bekamen. Bei einem befreundeten Paar -jedoch bevor das Baby kam- sogar als verheiratetes Ehepaar😧.

Für mich das Strange daran: je entsetzter ich darauf reagierte, desto unverständlicher die Reaktion meiner Freunde. Ich weiß -wie bereits zuvor erwähnt- der Heilige Abend hat in Deutschland einen besonderen Stellenwert. Familie, Besinnlichkeit, blablabla…Kann man mit der Intensität des Osterfestes für Griechen vergleichen.

Oftmals wurde es damit begründet, dass es nunmal eins der wenigen Male -wenn nicht im worst case- sogar das einzige Mal ist, an dem man sich als Familie trifft, siehe oben.

Sorry, aber ich habe es damals nicht gecheckt und ich checke es auch heute nicht.

Der Partner, für den ich mich entscheide, ist doch meine selbst auserwählte Familie, oder nicht? Dafür brauche ich keinen Schleier und keinen Ring aus dem Kaugummi-Automaten. Basta!

Wieso nicht splitten? Ein Jahr eventuell Heiligabend beim einen Elternpaar, den 1. Weihnachtstag beim anderen. Oder vielleicht mittags beim einen und abends beim anderen.

Nee, finden sie alle zu anstrengend…

Was bitte ist an einer guten Zeit anstrengend? Wieso ist man gerade in Deutschland sogar zur ach-so-besinnlichen Weihnachtszeit soooo gestresst?🫤

Haben doch schon eh alle Monate vorher alle Millionen Geschenke beisammen😂. Entspannt euch, ihr wisst, wie ich es meine☺️.

Auch ein großer Unterschied zwischen Deutschen und Griechen – Thema Geschenke. Griechen beschenken sich nicht am Heiligen Abend sondern zu Silvester/Neujahr, wenn der „Heilige Vasilios“ kommt.

Koulitsa‘s Kinder müsstet ihr sein, denn die bekommen einen prall gefüllten Adventskalender (gibt’s hier traditionsgemäß nicht, in den letzten Jahren wird es so langsam eingeführt, hat aber keinen besonderen Stellenwert, nur Schoki).

Nikolaus kommt natürlich auch vorbei. Und Bescherung gibt es sowohl an Heiligabend als auch the Greek way. 

Dezember ist Hölle, denn wir haben auch noch den Geburtstag de Großen. Dispo sei Dank😂.

Gerne fahren Griechen über die Feiertage auch weg. Ob es an Weihnachten ist oder an Neujahr.

Wobei ich die Tendenz sehe, dass man lieber Silvester woanders verbringt.

Ich glaube, das liegt am krankhaften Wannabe-Bonding zur Familie. Im Endeffekt findet sie jeder scheiße, aber keiner hat die Eier ein für alle mal die Nabelschnur abzuschneiden🤣. Leutz, ist gar nicht so schwer, hört auf mich. Es wird euch sooooo viel besser gehen, auf bestimmte Menschen aus eurem Umfeld zu verzichten😍.

Anyway, ich fahre auch lieber an Silvester weg. Nicht wegen der Familie. Ich bin Mama. Meine Familie sind in erster Linie meine Kinder und mein Mann. Danach meine Eltern und alles andere sind Verwandte. Ihr seht, schön sachlich und emotionslos, nicht so Griechisch, ne?!?😜

Aber Weihnachten ist einfach zu schön in Thessaloniki. Es wird, wie gesagt, gefeiert an jeder Ecke und die Leute sind einfach super drauf. Ich lieb‘s🫶🏼.

Und außerdem: Gott und die Welt hat Namenstag, da gibt’s dann neben Weihnachten sowieso ohne Ende was zu feiern.

Wir Griechen sind nunmal leidenschaftliche Party-Menschen, da kann man uns nicht mit Besinnlichkeit kommen.

Außerdem schlagen wir uns zu gerne untereinander die Köpfe ein, wenn wir als Family aufeinander treffen (natürlich rein metaphorisch gemeint😝). 

Wir sind schon ein komisches Völkchen, ne?

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