Wie ihr wisst, habe ich in vielen der letzten Artikel die Griechen durch die Mangel genommen.
Seien es nun die Griechen in Griechenland oder aber die Deutsch-Griechen in Deutschland.
Da ihr ja mittlerweile sowohl mich als auch meinen Sinn für Humor ein bisschen näher kennenlernen konntet, weiß ich, dass man mir das alles hier nicht übel nimmt.
Schließlich bringe ich es bereits im Intro sehr deutlich auf den Punkt, indem ich sage, dass jemand, der Ironie, Sarkasmus und vielleicht auch ein bisschen Zynismus nicht versteht, hier komplett fehl am Platze ist.
Tja, und nachdem ich mich im Vorhinein mal wieder ein wenig gerechtfertigt habe (#not), lasst uns beginnen.
WAS NERVT MICH DENN SO TIERISCH AN DEUTSCHLAND, DASS ICH DIESEM SCHÖNEN LAND NUN SCHON ZUM ZWEITEN MAL DEN RÜCKEN GEKEHRT HABE?
Also erstmal zur Klarstellung: Deutschland nervt mich nicht, ganz im Gegenteil. Deutschland hat – natürlich mal vom Wetter abgesehen, aber darüber brauchen wir wohl kaum zu debattieren – ganz viele tolle Sachen zu bieten.
Aber wie ich schon x Mal gesagt habe, es muss halt für einen selbst passen. Der 0815-Deutsch-Grieche, den ich schon jetzt auf 2000km Entfernung höre, wie er mir mit seiner ach-so-tollen-Krankenversicherung und der ach-so-tollen-Bürokratie in Deutschland in den Ohren hängt. Ja der packt sich bei meiner Entscheidung an die Birne und denkt sich „Alter, hast du sie noch alle, wie kannst du dieses Paradies hier verlassen?!?“
Ähm ja, das sind aber immer die, die Samstagabend in irgendeine Grecko-Kaschemme rennen, wie von der Tarantel gestochen zu Tsifteteli-Lala abfeiern und 11 Monate in die Fabrik trotten, um im August einen auf dicke Hose in ihrem pille-palle-Dörfchen zu machen und Billo-Champagner aus weiß-matten Gläschen zu schlürfen. By the way, ich habe absolut nichts gegen Fabrik-Arbeiter, das nur mal zur Klarstellung. Mein Daddy hat jahrelang in einer gearbeitet und mir immer ein super Leben ermöglicht. Ihr wisst aber genau, was ich meine, oder?
So, jetzt aber mal zum Punkt. Wieso tschüssikofski Deutschland?
Gar keine Frage Leute, mir geht das Wetter Deutschlands einfach total auf den S**k, einmal das. Aber das kann ja nicht das Einzige sein, ne? Jep, da wäre auch dieses ständige angepisst sein von morgens bis abends, auch so eine Sache. Schon klar, ich war bei dem Sauwetter auch ständig genervt. Wenn du teilweise wochenlang auf einen pissels Sonnenstrahl warten musst, damit sich die Mundwinkel nach oben ziehen, schlägt es einem schon mal aufs Gemüt. Machen wir uns da jetzt nichts vor.
Die Laune ist nunmal auf dem Tiefpunkt. Aber sorry Leute, in Deutschland sind die Menschen generell viel moppiger als im Süden, selbst im Sommer, ich checke es einfach nicht. Im Winter sind sie genervt vom Regen und der Kälte und im Sommer ist es ihnen zu warm und zu schwül. Ja wat denn nu? Entscheidste dich mal Jung‘!
Hier auch noch folgende ultimative Einpark-Story aus Deutschland, die ihr sicherlich selber kennt:
Ich mal wieder auf der Suche nach einem Parkplatz. Da findste endlich einen, legst den Rückwärts-Gang ein und zack haste schon Oma Ilse am Fenster hängen, wie sie nur darauf wartet, dass du das parkende Auto hinter dir „andötschst“. Natürlich Original Fenster sperrangelweit offen, damit Oma Ilse auch jaaaa nix verpasst. Wie die Opis von der Muppet Show schön die Ärmchen vor der mit Perlchen verzierten Bluse verschrenkt, darauf wartend, dass ich den groooooßen Fehler begehe. Aber da kennt Oma Ilse Koulitsa nicht gut. Ich ausgestiegen und erstmal den Mäcki gemacht. „Worauf warten Sie eigentlich? Dass ich den hinter mir anstoße und Sie genüsslich die Polizei anrufen können, oder was?“ Jep, große Schnauze kann ich. Bin schließlich aus Ratingen, bin quasi eine Mischung aus Ruhrpott und rheinländischer Frohnatur. Ich empfehle euch an der Stelle nicht den Ruhrpott-Assi aus mir rauszukitzeln 😉 .
Zack ist Oma Ilse auch schon hinter verschlossenem Fenster verschwunden. Leider ist auch das so typisch für Deutschland. Auf Abstand immer schön große Schnauze, aber auf Augenhöhe sich fetzen – wenn man mal wieder eine dicke Lippe riskiert hat – das können leider nur Wenige in Deutschland. Aber dann heißt es, „die Ausländer sind immer so aggro!“. Nein, das stimmt nicht. Aber wer A sagt, der muss auch B sagen können, oder? Ich nenne das by the way nicht gleich fetzen, ich nenne das konsequent. Provokation kann jeder, aber einstecken nur wenige. Oder wie seht ihr das?
So, und genau DAS IST DEUTSCHLAND. In Griechenland würde niemals jemand darauf warten, dass du jemanden beim Parken anstößt, um die Polizei anzurufen. Sie würden dir beim Parken HELFEN! In Griechenland – so kacke Griechen in vielerlei Hinsicht sind – die Bewohner sind immer noch MENSCHLICH und HILFSBEREIT. Wir nennen das FILOTIMO. Gibt leider im Deutschen keine Übersetzung dafür. Wieso? Tja, weil’s das in Deutschland nicht gibt. Punkt.
Selbstverständlich gibt es auch in Deutschland hilfsbereite Menschen, gar keine Diskussion. Aber das, was in Deutschland die Regel ist, ist in Griechenland die Ausnahme. Und was in Deutschland die Ausnahme ist, ist in Deutschland die Regel. Das sagt schon alles.
Aber hier geht es jetzt nicht darum, was mich an Griechenland nervt, das bräseln wir beim anderen Mal auf. Außerdem könnt ihr ja meine anderen Blogeinträge lesen, da gibt es einiges drin zu lesen, was mich an den Griechen nervt.
Im Grunde genommen nervt mich an Deustchland diese „Stock-im-Ar**h-Mentalität“, dass immer alles rechtens und korrekt sein muss, sogar wann man Kaffee zu trinken hat.
Eine Story aus meinem Leben hierzu: als ich 2012 zurück nach Deutschland ging, bin ich nie wieder richtig angekommen. Ich konnte nie wieder andocken bei den meisten meiner alten Bekannte/Freunde. Was aber nicht an den anderen lag, das will ich hier mal klarstellen. Es lag ausschließlich an mir.
Schließlich hatte ICH mich verändert. Ich war knapp fünf Jahre weg, im Süden, in einem Land, wo einfach alles komplett anders ist, die Kultur, die Mentalität, einfach alles. Und ich hatte es komplett und mit offenen Armen angenommen. Wenn du plötzlich wieder zurück in ein Land gehst, wo die Menschen einfach total anders ticken und du sowas von weg davon bist, dann funktioniert das nicht auf Dauer. Du musst dich wieder komplett anpassen, sonst wird das nichts.
Und ich wollte das nicht mehr. Ich habe es nicht ertragen, nicht mal eben Kaffee trinken gehen zu können. Die Leute in Deutschland sind in der Regel (boa ja, jetzt nicht flennen in den hinteren Reihen, es soll tatsächlich Ausnahmen geben, ich kenne sie nur nicht) stets verplant, alles wird auf die Arbeit ausgerichtet. Es ist wie mit Bauklötzen, in der Mitte die Bauklötze (der Job, die Verpflichtungen, etc.) und das Bisschen drum herum wird dem „Entertainment“, sprich dem Leben gewidmet. Wenn denn dann mal Platz dafür ist. Das muss man sich erstmal vorstellen. Platz schaffen für’s LEBEN Leute. Heftig!
Ich möchte nicht aufs Wochenende warten müssen, um spontan essen zu gehen. Ich möchte das auch mal an einem Dienstag Abend machen können. Da ist doch nix dabei Leute. Ihr bekommt keine Medaille, wenn ihr stets unter der Woche zuhause bleibt.
Jetzt nehmt bitte nicht meine aktuelle Situation, schon klar. Ich bin derzeit Mutter von kleinen Kids, ich gehe hier auch nicht permanent unter der Woche weg. Nun ja, also manchmal schon. Aber mit den Kindern. Stellt euch mal vor, ihr nehmt Donnerstag Abend um 20.00h in Deutschland ein Kind mit in ein Restaurant. Um Gottes Willen, zack steht schon das hierfür zuständige Amt auf der Matte. Späßken, bleibt geschmeidig da drüben 😉 .
Das Fass kam jedoch für mich persönlich zum Überlaufen, als in einer meiner Mädelstruppen Doodle Anfragen zum Thema Essen gehen per Email verschickt wurden. Da habe ich mir wirklich an den Kopf gepackt und mich gefragt, was hier falsch läuft, was ich hier eigentlich mache. Will ich das ersnthaft für den Rest meines Lebens? Kann’s das gewesen sein?
Ich muss an dieser Stelle gestehen, es handelte sich dabei um eine rein Deutsche Mädelstruppe, also keine Deutsch-Griechinnen. Letztere sind diesbezüglich wirklich entspannter. Na ja, nicht immer 😉 .
Ein anderes Mal werde ich auch nicht vergessen, Sonntagabend, 18.00h, Verabredung mit zwei meiner Mädels zum Kaffee trinken. Plötzlich zückt die eine Freundin um 19.30h ihre Geldbörse zum Bezahlen. Was ja prinzipiell völlig ok ist. Aber die Erklärung dahinter, ey Leute, da packste dir an die Birne.
„Es ist Sonntag und da schauen mein Freund und ich immer den klassischen deutschen Krimi -ihr wisst schon welchen- und ich könne mich jawohl glücklich schätzen, dass sie sich überhaupt bereit erklärt habe, an einem Sonntagnachmittag aus dem Haus zu gehen. Weil sie sich um die Zeit ja normalerweise schon psychisch auf die bevorstehende Arbeitswoche vorbereite.“
Uuuuhhh, thx her majesty. Καλά βρε, μη βαράς!
Kleine Info am Rande – wir alle damals unverheiratet und ohne Kinder. Sprich Null Verpflichtungen. EY GEHT’S NOCH?!? Als ich um kurz vor 20.00h wieder zuhause ankam, dachte mein Mann, es sei etwas vorgefallen. Nope, das Kaffee-Date war lediglich nach nicht einmal zwei Stunden beendet. In diese nicht mal zwei Stunden müsst ihr auch den Nachhause-Weg mit hinzurechnen, schon klar ne? 😉 .
Und bitte jetzt keine Kommentare à la „Ja, aber sind ja nicht alle so.“ Das ist mir schon klar. Aber die grundsätzliche Mentalität ist halt diese. Es muss alles strikt nach Plan gehen. Und Sonntag Abend sind die meisten Leute schon so abgef***t, weil der Montag bald wieder auf der Matte steht. Ach Liebeleins, enjoy the moment, pleeeaaase…
IN DEUTSCHLAND LEBST DU, UM ZU ARBEITEN UND IM SÜDEN ARBEITEST DU, UM ZU LEBEN.
Die Sache ist einfach die. Wenn du vom Grundsatz her einfach komplett anders bist, dann kannst du das einfach nicht mehr. Ich möchte dieses eine Leben nicht damit „vergeuden“, mir nur über „was wäre wenn“ Gedanken zu machen.
Wer garantiert mir denn bitteschön, dass ich im hohen Alter ein qualitativeres Leben habe, nur weil ich 65-70 Jahre in Deutschland „ausgeharrt“ habe. Denn das tun beispielsweise Deutsch-Griechen sehr oft. Sie moppern sehr häufig über Deutschland, aber keiner hat die Ei*r zu sagen, „Γεια σας, ich gehe!“ Never ever Leute, wer verlässt denn das ach-so-safe Deustchland? KEINER!
Aber ist doch auch ok, muss man ja auch nicht. Ich sage immer – auch zu Leuten, die in Deutschland immer meckern – geh mal ganz tief in dich. Denn wenn du tatsächlich so unhappy bist, wie du behauptest zu sein, dann gehst du. Du änderst etwas. Punkt. Keine Diskussion. Und wenn du es nicht tust, gibt es nur zwei Erklärungen für mich: entweder du bist tief im Inneren total zufrieden mit deiner Situation, und das ist die beste Variante. Gratulation, alles richtig gemacht!
Oder aber du hast nicht den Mumm, etwas zu ändern. Denn Veränderungen, sprich seine Komfortzone zu verlassen, erfordern viel Mut. Ich weiß das selbst, glaubt mir. Und nein, es ist ganz und gar nicht leicht. Aber wenn du das nicht aufbringen kannst, dann wirst du für den Rest deines Lebens unglücklich sein. Schade. Du hast nämlich nur dieses eine Leben.
Der Knaller war auch, als mir eine Freundin meiner Mutter (das sind mir ja die Liebsten, nur weil sie mich als Baby kannten, mich in den letzten 25 Jahren vielleicht wenn’s hochkommt 5 Mal gesehen haben, aber behaupten, mich zu kennen), an den Kopf warf, wie ich es überhaupt wagen könne, zu sagen, dass ich Griechenland zum Leben mehr mag als Deutschland.
Ey, das muss man sich erstmal vorstellen. Nur weil andere mit DEINER ENTSCHEIDUNG nicht leben können, schmeißen sie dir Sachen an den Kopf, wo du dir denkst „Haaaalllooo geht’s noch?!? Dann sei doch happy, dass DU ANSCHEINEND IN DEINEM PARADIES WOHNST. Was willst du überhaupt von mir?“
Die Menschen ertragen es einfach nicht, dass man anders lebt, als sie selbst.
Ein ehemaliger Kollege von mir aus Düsseldorf ging sogar soweit, dass er mich gefragt hat, wieso ich denn Ostern, Sommer und Weihnachten stets in Griechenland verbringe und nicht mal woanders hinfliege. Er hat es überhaupt nicht nachvollziehen können, wieso es für mich jedes Mal nach Griechenland ging. Ohne, dass ich diesem Menschen irgendwas getan hatte, hat er mich immer dumm von der Seite angemacht. Irgendwann ist mir der Kragen geplatzt und ich habe ihm –im Open Space by the way, schön laut – über den Computerbildschirm zugerufen:
„Kann ich etwas dafür, dass ich aus dem Paradies komme?“
Koulitsa
BÄHM! Das hat gesessen. Selber schuld, geh mir nicht aufn Sa** Junge.
Geh am Wochenende in deine All-you-can-eat-Sushi-Butze mit den kunterbunten Ketchup-artigen Sösken drüber und jut is. Ist doch okayyyy, jeder wie er mag, oder nicht? Im Ernst jetzt, wir leben doch alle in freien Ländern, können wir nicht alle da leben, wo wir Bock haben? Ich frag doch auch keinen, wie er im Land XY leben kann.
Würde ich nie tun. Wieso denn auch? Wer bin ich, um über das jeweilige Glück des anderen zu urteilen.
Ihr seht, es ist gar keine Liste mit 20 Bulletpoints an Zeugs, was mich an Deutschland alles nervt. Es sind eher so Kleinigkeiten, die einfach in meinen Augen das Leben in Griechenland lebenswerter machen. Und das ist völlig subjektiv. Man kann das einfach nicht pauschalisieren.
Alles in allem kann ich mich persönlich glücklich schätzen, in beiden Ländern leben zu können, das ist jetzt nicht so, dass ich sage, ich könnte nie wieder in Deutschland leben. Ganz im Gegenteil, ich würde gerne zwischen beiden Ländern beruflich pendeln, das ist mein Goal in den nächsten paar Jahren. Fänd ich toll!!!
Also, wer mir 20 Mille pro Monat anbietet mit 50% remote working Anteil, sodass ich an 15 Tagen in Thessaloniki sein könnte, da wäre ich dabei. Wohin darf ich meinen CV versenden? 😉
2 Kommentare
True Story Baby 😉
Oh yesss😉😉😉