Und zack steht auch schon wieder das Osterfest vor der Tür. Und nach den schrecklichen zwei letzten Jahren wohl hoffentlich auch wieder ungefähr so, wie es sich gehört.
Einige hatten sich gewünscht, dass ich etwas zum Griechischen Osterfest schreibe.
Wie ihr mich ja mittlerweile kennt, wird es jetzt keine klassische Einführung ins Griechisch-Orthodoxe Osterfest geben, das wäre wohl dann ein wenig zu komplex. Das würde auch ein wenig den Rahmen sprengen, gerne gebe ich euch jedoch einen kleinen Einblick zumindest in die Unterschiede zum Katholischen Osterfest. Zumal ich ja in Deutschland geboren und aufgewachsen bin und ja prinzipiell die Unterschiede ganz gut kenne.
Selten bis nie fallen das Katholische und das Orthodoxe Osterfest zusammen. Dieses Jahr findet Ostern in Griechenland am 24/4/2022 statt.
Eins vorweg: für uns Griechen ist Ostern das, was für Deutsche Weihnachten ist. Also kein Vergleich natürlich, aber ich will damit sagen, es wird wie nichts anderes hier zelebriert. Es ist DAS ULTIMATIVE Fest.
Einige allgemeine Infos dazu: bei uns wird ja über das ganze Jahr verteilt immer mal wieder gefastet, aber an Ostern sieht man vermehrt Leute, die sich tatsächlich daran halten. Die reguläre Fastenzeit beträgt 40 Tage. Diese beginnt an „Kathara Deftera“, dem sogenannten „Sauberen Montag“. Dies ist der Fastenauftakt und ab da zählt man offiziell 40 Tage, wobei es deutlich mehr sind, 48 Tage bis zur „Anastasi“, der „Auferstehung Christi“.
Die Ernährung während der Fastenzeit ist „relativ vegan“. Relativ weil man zwar größtenteils auf tierische Produkte verzichtet, Meeresfrüchte und sogar zwei Mal während der Fastenzeit jedoch auch Fischverzehr erlaubt sind.
Ich ziehe es dieses Jahr nun schon zum zweiten Mal durch und muss sagen Respekt an alle Veganer da draußen. Keine einfache Sache😏.
Koulitsa, fix und foxy vom Fasten🤪
Wenn während der Fastenzeit der Griechische Nationalfeiertag am 25/3 fällt, ist an diesem Tag der Verzehr von Fisch und zwar von Hechtdorsch erlaubt. Wir essen an diesem Tag traditionsgemäß diesen Fisch mit der traditionellen Knoblauchcreme „Skordalia“.
An einem weiteren Tag ist wieder der Verzehr von Fisch erlaubt und zwar an „Palmsonntag“, wir nennen diesen Tag „Ton Vaion“. An diesem Tag soll man wohl Fisch essen. Ich kann mich noch genau daran erinnern als ich klein war und meine „Nona“, meine Patentante immer meinte: „Kind, auch wenn du keinen Fisch zuhause hast, öffne eine Sardinenbüchse und tünch deinen Finger rein und schmecke einfach nur das Aroma von Fisch.“ Ist bei mir irgendwie haften geblieben.
So und nach diesem Sonntag vor Ostern fängt bei uns die sogenannte „Megali Evdomada“ an, die „Große Woche“. Es ist natürlich vieles mit religiösen Traditionen in der Osterzeit verbunden. Auch ich kenne mich da jetzt nicht super drin aus. Aber ein jeder weiß, dass man sich in dieser Woche vor Ostern, in absoluter Trauerstimmung befindet. Und gerade bei Selbständigen weiß man bzw. fragt man „Wie arbeitest du in der großen Woche?“
Es ist üblich, dass bis Mittwoch gearbeitet wird, denn schließlich bereiten alle Hausfrauen in dieser Woche alle Oster-Leckereien wie z.B. Tsoureki und Koulourakia vor. Auch viele Angestellte nehmen sich in dieser Woche Urlaub, der Mood ist ein ganz besonderer. An Gründonnerstag werden traditionell die Ostereier gefärbt, in rot, gar keine Frage. Die gängigste Erklärung für rote Eier ist, dass diese das Blut Christi symbolisieren.
Und an Karfreitag herrscht natürlich auch hier im ganzen Land absolute Stille. Keine Musik weit und breit. Wir gehen zum „Epitafio“, zum einen bezeichnet dies die sogenannte „Totenklage“, zum anderen ist damit die liturgische Decke gemeint, die sich auf einem mit unzähligen Blumen geschmückten Tisch befinden. Es ist auch Tradition, drei Mal -quasi so wie wir auch unser Kreuz machen- unter diesem Tisch hindurch zu krabbeln. Damit zollt man Respekt vor Jesu Christi, der sich für uns aufgeopfert hat. Na ja, und ein bisschen Segen erhofft man sich dadurch natürlich auch😌.
Die Fastenzeit wird entweder Samstag Mittag oder üblicherweise Samstag Nacht nach der Auferstehung Jesu Christi auf Ostersonntag beendet. Nicht durch Hostien, sondern durch in Wein getünchtes Brot. Laib Christi meets his blood sozusagen.
Tja Leutz, und dann fängt auch schon die Party an. Mit allem, was dazu gehört. Plötzlich ist das ganze Trauerspiel vergessen, die Leute wollen nur noch feiern und essen, was das Zeug hält. Schade eigentlich, ich mein, essen und feiern kannst du ja immer. Schnell werden die vergangenen Wochen über Bord geworfen und sich aufs Positive konzentriert. Was ja eigentlich absolut okay ist, denn wir glauben ja an die Auferstehung und das ist ja was Gutes.
Man muss aber schon sagen, dass Ostern in den letzten Jahren sehr „ver-mainstreamt“ ist. Die Leute kommen selbstverständlich auf den letzten Drücker in die Kirche, schön kurz vor knapp, 23.45h und sind natürlich auch schon um 0.05h auf dem Weg nach Hause, um Ostereier, Tsoureki und die traditionelle Ostersuppe „Majiritsa“ zu futtern. Mir persönlich geht auch das ständige Geschwafel und Gelästere in der Kirche auf den Senkel. Ey ganz ehrlich, bleibt zuhause, wenn ihr über Gott und die Welt lästern wollt. ist doch so, oder?😤
Dicht gefolgt vom nächsten Tag, an dem der komplette Supermarkt-Einkauf samt kross gebratenem Zicklein oder Osterlämmchen serviert wird. Wer noch nie an einem traditionellen Griechischen Ostermahl teilgenommen hat, weiß nicht, was es bedeutet, sich zu überfressen, im Ernst jetzt🤪.
Auch wenn Ostern sicherlich nicht so ist wie früher, hat man dennoch ein viel krasseres Osterfeeling als Grieche in Griechenland als fernab der Heimat. Gar keine Frage…
Und was natürlich hilft ist, dass hier alle im selben Modus sind. Die Kids werden verwöhnt von ihren Paten mit Geschenken und der obligatorischen „Lambada“, der Osterkerze. Alles feiert, lacht, isst bis zum Abwinken. Ist schon schön.