Tja, wo fängt man bei diesem komplexen Thema denn an? Wir wollen uns ja hier mal nix vormachen Leute, hier kann ich bestätigen, dass das staatliche Gesundheitssystem einfach eine Vollkatastrophe ist.
Ich erzähle euch mal, wie ich das sehe bzw. was für Erfahrungen ich damit bisher gemacht habe. Erwartet jetzt keine supa-dupa-Description.

Dazu eine Story, die euch vermutlich noch mehr darin bestärken wird, niemals nach Griechenland zu ziehen…hahaha…nein man, Späßken.
Vor vielen vielen Jahren, lebte eine junge, ambitionierte Anwältin in Thessaloniki (jep, bevor ich voller Schmackes sagen konnte „Ich finde die Juristerei doof!“, habe auch ich erstmal versucht, mir ein Bild davon zu machen.)
Was jedoch hat meine kurz anhaltende Anwaltskarriere (die by the way gar keine war) mit dem schlechten bzw. nicht vorhandenen Gesundheitssystem Griechenlands zu tun?
An Silvester 2009 merkte ich, dass ich immer mehr abbaute. Selbstverständlich hatte ich an diesem Tag noch in der Kanzlei bis spätabends gearbeitet. Urlaub bzw. freie Tage sind nur was für Weichspüler und nichts für ambitionierte Junganwälte in Griechenland. Die zu Beginn ihrer Karriere (und auch lange danach) btw nur einen Hungerlohn bekommen, um sich Anwälte zu schimpfen.
Mein Mann hat damals noch nachts in einer Bar gearbeitet. Wir hatten vorher noch gemeinsam ins neue Jahr reingefeiert, bevor er nach 0.00h – das ist hier so üblich – viele Läden machen in der Regel danach erst auf, da man den Jahreswechsel mit seiner Familie verbringt – zur Arbeit ging.
Lange Rede kurzer Sinn. Mir ging es so dreckig, dass ich zur Notaufnahme ins städtische Krankenhaus fuhr. Damals war ich noch nicht privat versichert, wie wir es selbstverständlich heute sind. Gott sei Dank hatte auch das Krankenhaus bei mir ums Eck Bereitschaftsdienst, sodass ich nicht quer durch die ganze City fahren musste. Man muss nämlich in seinem desaströsen Zustand erstmal checken, welches KH Notdienst hat. Herrgott nochmal…
Das Ende vom Lied, ich musste ganze 9 Stunden (!) warten bis ich dran war. Um mir dann von einem jämmerlichen Assistenzarzt sagen zu lassen, der mich von oben herab ironisch musterte und dämlich lächelte. Und als er mich fragte, was ich denn habe und ich ihm außer Kräften nur noch antworten konnte „Ja sehen Sie und hören Sie mich etwa nicht?“, mir antwortete „Ja woher soll ich denn wissen, ob es DIR schlecht geht, vielleicht hörst DU dich immer so an!“ – BÄÄÄÄHM!!!
Welcome to Greece baby!!!
An dieser Stelle lehnt euch bitte alle zurück und legt eine Schweigeminute ein. Wieso? Na ganz einfach, bevor ihr euch einen Privatjet schnappt und mich abholen und in die nächste Psychoklinik einweisen lasst. Und weshalb? Na damit ich wieder zu Sinnen komme und ihr euch vermutlich verzweifelt fragt, warum ich denn wieder in dieses Land zurückgekehrt bin und das auch noch mit Kindern.
Oh ja ihr Lieben, auch das ist Griechenland. Hier läuft einfach nix Leute, machen wir uns nichts vor. Insbesondere das staatliche Gesundheitssystem könnt ihr vergessen, da könnt ihr euch drauf verlassen. Auch die Einwohner Griechenlands haben Null Vertrauen in dieses nicht vorhandene Etwas, das die Bezeichnung Gesundheitssystem nicht verdient.
Ich möchte an dieser Stelle nicht auf etwaige Krankenversicherungen eingehen, so etwas kann mal locker im Internet durch eine simple Recherche herausfinden.
Nur so viel: wenn es bei euch finanziell drin ist, „leistet“ euch eine private Krankenversicherung. Die sind hier nicht wie in Deutschland an Einkommensgrenzen gekoppelt. So ist es doch in Deutschland, oder? Bitte korrigiert mich falls nicht.
Wer es sich in Griechenland leisten kann, sollte stets -neben der staatlichen- auch eine private Krankenversicherung abschließen.
Ich sage euch einfach mal, wie das hier im Alltag so abläuft. Du suchst dir einfach einen privaten Arzt, machst einen Termin klar und zahlst in der Regel einen Fuffi. Falls du privat versichert bist, bekommst du eventuell den kompletten oder einen Anteil zurück und jut is.
Zum Thema Geburten noch eine Anmerkung, Kaiserschnitte laufen hier ab wie am Fließband. Die Angst und die Euphorie junger Eltern wird hier schamlos ausgenutzt. Kaiserschnitt ist das neue Must-have und für jeden Driet musst du drauf zahlen. Aber folgender Tip, ich höre immer rechts und links Folgendes. Und zwar, dass man auch, wenn man in einer Privatklinik gebärt – ähm ja, 99 von 100 Griechinnen bringen ihre Babys in einer Privatklinik auf die Welt, das gehört hier zum guten Ton, hier geht man nicht wie ich ins städtische Krankenhaus – unter Umständen in einigen Fällen einen Anteil zurückerstattet bekommt.
Stichwort Geburten: Kaiserschnitt ist das neue Must-Have.
Fazit: städtische Krankenhäuser – friss oder stirb, der liebe Gott sei uns tatsächlich gnädig, dass uns nix passiert. Wir Griechen sagen dazu immer Folgendes: „Griechenland ist so lange schön, so lange du nicht krank wirst!“ Da istwas Wahres dran, merkt euch das.
Aber man muss auch noch etwas anderes hinzufügen. Wenn du Kohle hast, dann bist du bei griechischen Ärzten (in der Regel privat) in verdammt guten Händen.
Ich für meinen Teil fühle mich sehr gut aufgehoben, sei es bei meiner Zahnärztin, meiner Gynäkologin oder aber auch bei unserer Kinderärztin. Also, ihr seht, alles gut. Und nein, wir sterben nicht am laufenden Band auf der Straße wie mir eine Deutsch-Griechin mal vor Jahren in Düsseldorf prophezeit hatte, als ich meinte, ich wandere aus 😉
Ein Kommentar
Hi,
Leider ist das Gesundheitssystem in Deutschland auch nicht mehr gut! Vielleicht noch minimal besser als in Greece aber wie gesagt. Ich und Freunde von mir mussten schon über 5 Stunden mit unseren Kindern in der Notaufnahme warten. Und natürlich auch nur von Assistenzärzten betreut. Hier sollte man auch auf jedenfall eine Zusatzversicherung für die Krankenhäuser abschließen. Des Weiteren denke ich, dass die Notaufnahme so funktionieren das eingestuft wird wie dringend ein Notfall ist und davon auch die Dauer der Wartezeit abhängt . Ich war auch schonmal in Griechenland mit meinem Kind in der Notaufnahme uns mussten zb “nur” 1 stunde warten. Es hängt von vielen Faktoren ab. Aber da stimme ich dir zu wenn man kann sollte man Privat versichert sein in Grewce wenn möglich. Sehr bendenklich ist auch der Krankentransport in Greece. Wenn wirklich ein Notfall herrscht und der Krankenwagen erst nach 3 stunden auftaucht.
Viele Grüße
Vasiliki